Es gab und es gibt sie – Fachbegriffe in der IT, die Gefahr laufen, lediglich Worthülsen zu werden, weil sich jeder Verantwortliche darunter etwas anderes vorgestellt. „Business Intelligence“ und „Big Data“ bestimmen schon seit längerer Zeit die Fachmedien, entziehen sich aber einer schnellen und leicht verständlichen Definition. Schade, denn Business Intelligence kann in jedem Unternehmen und jeder Branche enorme Potentiale heben. Nur gibt es eben nicht die BI-Lösung von der Stange, die einfach ausgepackt und installiert wird. Und weil das so ist, bleiben enorme Potentiale einfach ungenutzt. Das Gesundheitswesen bildet hier keine Ausnahme, obwohl es gerade dringend mehr BI-Lösungen nötig hätte.

Höchste Zeit für Business Intelligence im Gesundheitswesen

Wie jede andere Branche auch sieht sich das Gesundheitswesen externen Kostentreibern ausgesetzt. Wachsende Energie- und Entsorgungskosten sollen als naheliegende Beispiele dienen. Anders als andere Unternehmen können Krankenhäuser aber nicht einfach ihre steigenden Kosten durch das Anheben ihrer Preise kompensieren. Denn, was für eine Leistung gezahlt wird, und verlangt werden darf, ist ja das Ergebnis eines zähen Ringens zwischen Politik, Krankenkassen und Krankenhäusern. Das Gesundheitswesen ist damit auf die Steigerung der Effizienz angewiesen, aber natürlich ohne an der Qualität zu sparen. Denn Qualitätsschwankungen können im Zweifel für den Patienten wiederum empfindliche Auswirkungen haben. Nutznießer von BI ist nicht nur das Krankenhaus selbst, sondern auch die Patienten profitieren von reibungsloseren und optimierten Abläufen. BI kann zum Beispiel Schwachstellen bei der planbaren Auslastung von Operationssälen aufzeigen. Keine Seltenheit, dass Räume überlegt sind, während es dann wieder zu Leerzeiten kommt. Zum Wohle der Patienten verringert BI Wartezeiten und erreicht wirtschaftlich sinnvollere OP-Belegungen.

Das medizinische Controlling kann sich mit BI tagesaktuell Berichte ansehen, die Kennziffern wie Fallzahlen, Verweildauer oder Fallschwere der Patienten aufzeigt. Standardleistungen des Pflegepersonals werden über verschiedene Stationen hinweg vergleichbar und damit Potentiale für Standardisierungen identifizierbar. Neben der Analyse der reinen Fallkosten lassen sich mit Business Intelligence Kostenprofile anlegen, die für komplexe Behandlungen Hinweise auf die strategische Ausrichtung des Krankenhauses unter Aspekten der Kosten und Nutzen liefern kann.

Nur wer konkret fragt, erhält auch konkrete Antworten

Um diesen Nutzen aus einer BI-Lösung zu gewinnen, genügt es nicht, nur das System einzuführen. Es liefert nur Antworten auf Fragen, die auch daran gestellt werden. Deswegen ist es in einem BI-Projekt immer wichtig, dass alle beteiligten Fachbereiche aktiv mitarbeiten. Die Einführung von BI-Software ist keine Sache von IT- und Controlling allein. Ratsam ist dagegen, je nach Größe und Anforderungen an das Projekt, eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, in der auch die Fragestellungen und Erwartungen an Business Intelligence formuliert werden. Nur, wenn die Leiter des medizinischen Dienstes etwa auch daran interessiert sind, Fehlbelegungen zu erkennen, werden sie auch die passende Frage formulieren können.Die aktive Mitarbeit darf auch nicht nach der erfolgreichen Einführung eines BI-Systems enden. Regelmäßig sollte der Erfolg in den verschiedenen Abteilungen überprüft werden. Denn die Investition in BI hat sich nur dann gelohnt, wenn das System auch auf die zukünftigen Fragen von Management und Mitarbeiter eine Antwort bietet.